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Willkommen am fög – Forschungszentrum Öffentlichkeit und Gesellschaft

Ein Jahrzehnt ohne Kurt Imhof – sein Vermächtnis lebt weiter

Vor zehn Jahren verstarb Kurt Imhof – Mitbegründer und langjähriger Direktor des fög, scharfsinniger Denker und unbequemer Kritiker. Seine Forschung prägt die Arbeit des fög bis heute. Sein Vermächtnis erinnert daran, dass eine lebendige Demokratie eine kritische und informierte Öffentlichkeit braucht.

Vor zehn Jahren, am 1. März 2015, verstarb Kurt Imhof, Initiator und Mitbegründer des fög und Professor für Soziologie und Publizistikwissenschaft an der Universität Zürich. Sein Tod bedeutete nicht nur den Verlust eines herausragenden Wissenschaftlers, sondern auch eines streitbaren Geistes, der sich mit Leidenschaft für die Werte der Aufklärung, für eine lebendige Demokratie und für die kritische Analyse der öffentlichen Kommunikation einsetzte.

Kurt Imhofs Forschung zur Qualität der Medien, zur Funktion der Öffentlichkeit und zum sozialen Wandel hat weit über die Wissenschaft hinaus gewirkt. Mit seinem unermüdlichen Engagement hat er den gesellschaftlichen Diskurs bereichert und dabei stets den Mut bewiesen, Missstände zu benennen – auch wenn er dafür Widerspruch erntete. Seine pointierte Kritik an der Boulevardisierung der Medien etwa brachte ihm wiederholt den Unmut grosser Verlage ein. 

Sein Lebensweg zeugt von Beharrlichkeit und Tatkraft. Ursprünglich aus einfachen Verhältnissen stammend, schlug er nach einer Ausbildung als Hochbauzeichner auf dem zweiten Bildungsweg den akademischen Pfad ein und wurde zu einem der prägendsten und sichtbarsten Sozial- und Medienwissenschaftler der Schweiz. Sein Tatendrang war immens: Die jährliche Auszeit auf einer Südseeinsel nutzte er, mit einem Stapel Bücher und seinem Laptop bewaffnet, um über das Bestehende nachzudenken und Veränderungen anzustossen, die er seinen Kolleginnen und Kollegen am fög mitteilte – nicht selten mit der Aufforderung, sie noch während seiner „Ferien“ zu diskutieren.

Er war ein charismatischer Lehrer und intellektueller Provokateur, der Studierende sowie Kolleginnen und Kollegen mit seinem scharfen Verstand, seiner unkonventionellen Art und seinem legendären Humor inspirierte. Seine Weitsicht zeigt uns bis heute, dass Demokratie ohne eine kritische, unabhängige und qualitativ hochstehende öffentliche Kommunikation nicht funktionieren kann.

Unvergessen ist seine Rede auf der Athener Agora im Jahr 2012 zum dünnen Firnis der Demokratie. Er mahnte, dass die Demokratie eine höchst riskante und fragile Errungenschaft sei – eine zivilisierte Form politischer Auseinandersetzung, die weltgeschichtlich eher die Ausnahme als die Regel darstelle, und von vielen Faktoren abhänge. Gerade mit Blick auf die aktuellen Entwicklungen bleibt Kurt Imhof’s Botschaft hochrelevant.

Auch zehn Jahre nach seinem Tod lebt Kurt Imhofs Vermächtnis fort – in der Forschung, die er geprägt hat, in den Institutionen, die er geschaffen hat und in den Debatten, die er angestossen hat. Sein Werk fordert uns auf, weiter zu fragen, weiter zu forschen und für eine informierte Öffentlichkeit einzutreten.

Kurt Imhofs Rede zum dünnen Firnis der Demokratie (Athen, 2012)

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