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Das fög 1997-2023. Hier erfahren Sie, wie alles begann und wie das fög zum dem wurde, was es heute ist.
Der fög geht aus einer Reihe von grösseren Forschungsprojekten in der ersten Hälfte der 1990er Jahre hervor. Das Ziel war, den gesellschaftlichen Wandel mit einem systematischen Blick auf die öffentliche Kommunikation zu analysieren. In diesen Projekten bildet sich ein Netzwerk junger Forscher:innen aus den Disziplinen Soziologie, Geschichte, Publizistikwissenschaft, Politikwissenschaft, Ökonomie und Informatik. Diese entwickeln und verabschieden die ursprünglichen Ziele des fög an einer Retraite Ende 1996 («fög 2000»).
Zu den Gründungsmitgliedern gehören Kurt Imhof, Esther Kamber, Patrik Ettinger, Andreas Ernst und Mark Eisenegger. Vorbild ist die damalige Abteilung «Öffentlichkeit und soziale Bewegungen» am Wissenschaftszentrum Berlin (WZB). Zusammen mit Partnerinstitutionen etabliert der fög (damals Forschungsbereich für Öffentlichkeitssoziologie und -geschichte) das alle zwei Jahre stattfindende, internationale «Mediensymposium Luzern». Mit Wissenschaftler:innen aus verschiedenen Disziplinen untersucht er zum Beispiel die öffentliche Kommunikation während des Zweiten Weltkrieges (im Rahmen der «Bergier-Kommission») und neue Event-Inszenierungen in der Öffentlichkeit.
Der fög rückt näher an die Kommunikationswissenschaft. Mit Kurt Imhofs neuer «Doppelprofessur» wird der Lehrstuhl und so auch der Forschungsbereich nicht nur dem Soziologischen Institut, sondern zusätzlich auch dem Institut für Publizistikwissenschaft und Medienforschung (heute IKMZ) angegliedert. Ein wichtiges Forschungsthema werden Medienskandale u.a. im Wandel der Zeit oder Skandalisierungen, die die Reputation von Wirtschaft und Politik verändern.
Der fög wächst und zieht bald in neue Büros an den heutigen Standort in Zürich-Seebach, in der Nähe des Bahnhofs Oerlikon. Hier entstehen (internationale) Projekte zur Untersuchung der europäischen Öffentlichkeit oder des Extremismus in der öffentlichen Kommunikation sowie Ansätze zur Reputationstheorie in der Mediengesellschaft.
2004 geht der fög eine strategische Kooperation mit commsLAB, einer auf Reputationsforschung und -beratung spezialisierten Firma, ein. Die beiden Organisationen treiben die Reputationsforschung in Theorie und methodischer Umsetzung massgeblich voran und realisieren zahlreiche Projekte für Unternehmen, Verbände und Non-Profit-Organisationen. Aktuell stehen Projekte zur Reputation von Hochschulen im Zentrum der Zusammenarbeit.
Der fög wird mit anderen Instituten und Lehrstühlen aus der Schweiz und dem Ausland Teil des nationalen Schwerpunktprogramms NCCR «Challenges to Democracy» des Nationalfonds und richtet sein Interesse immer stärker auf den «neuen Strukturwandel der Öffentlichkeit» und die Qualität der Medien.
Die gemeinnützige Stiftung wird gegründet mit dem Ziel, finanzielle Mittel für die wissenschaftlichen Analysen des fög über den Wandel der öffentlichen Kommunikation und zu Fragen der Medienqualität zu beschaffen. Die Stiftung wird nach dem Tod von Kurt Imhof im Jahr 2015 in Erinnerung an den Gründer in Kurt Imhof Stiftung für Medienqualität umbenannt.
Ziel des Jahrbuchs ist die Stärkung des Qualitätsbewusstseins gegenüber den Medien auf Seiten des Publikums wie auf Seiten der Journalisten, des Verlagsmanagements und der Verleger. Um diesen Zweck zu erfüllen, soll das Jahrbuch allen Interessierten dienen, die sich mit der Entwicklung der Medien, der Medieninhalte, der Wechselwirkungen zwischen Medien und Politik sowie zwischen Medien und Wirtschaft auseinandersetzen. So hält es Kurt Imhof in seinem Vorwort in der ersten Jahrbuch-Ausgabe fest. Insbesondere in den ersten Jahren löst das Jahrbuch immer wieder breite und auch kritische Debatten zur Qualität der Medien aus.
Die erste Ausgabe zählt über 370 Seiten, analysiert die Mediengattungen Zeitungen, Radio, TV und Online und bezieht Medientitel aus den drei grossen Sprachregionen in die Untersuchung mit ein. Im Laufe der Zeit wird das Jahrbuch mehrfach überarbeitet und um die Gattung Social Media erweitert. Die Untersuchung von Trends und aktuellen Entwicklungen im Medienbereich wie zum Beispiel die Mediennutzung von jungen Erwachsenen oder der Einfluss der Desinformation nimmt einen grösseren Stellenwert ein.
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Die organisatorische Angliederung an zwei Institute der UZH (IPMZ und SUZ) erweist sich als zu komplex. Die Organisation des fög wird überprüft und eine Ausgliederung vom Lehrstuhl beschlossen. Das fög ist per 1.1.2013 ein assoziiertes Institut der Universität Zürich in Form einer unabhängigen Stiftung fög - Forschungsinstitut Öffentlichkeit und Gesellschaft.
Am 29. Mai 2014 stirbt mit Esther Kamber ein Gründungsmitglied des fög. Die Soziologin war 2010 eine der Initiantinnen des Jahrbuchs Qualität der Medien, das nach wie vor erscheint und die Debatte über die Medienqualität in der Schweiz bis heute prägt.
Rund ein Jahr später, am 1. März 2015, stirbt mit dem Mediensoziologen und langjährigen Leiter des fög, Kurt Imhof, ein weiteres Gründungsmitglied. Die «Intimisierung des Öffentlichen», die Kurt Imhof mit einem neu geförderten Projekt untersuchen wollte, wird das zentrale Thema des Mediensymposiums 2016. Das fög und der Lehrstuhl werden von langjährigen Mitarbeitenden weitergeleitet.
Seit 2016 beteiligt sich das fög als Schweizer Länderpartner am «Reuters Institute Digital News Report», der jährlich in mittlerweile mehr als 40 Ländern Trends und Muster der Mediennutzung zeigt. Durch den internationalen Vergleich wird zum Beispiel deutlich, dass das Medienvertrauen in der Schweiz relativ hoch ist. Die Bereitschaft, für Online-Nachrichten zu bezahlen, liegt hierzulande bei 17% (2021) und ist zwar höher als in den Nachbarländern, aber tiefer als in Skandinavien.
Mark Eisenegger tritt Kurt Imhofs Nachfolge an. Er wird von der Universität Salzburg an die Universität Zürich berufen, wo er als ordentlicher Professor die Leitung des fög und der Abteilung «Öffentlichkeit und Gesellschaft» des Instituts für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung (IKMZ) übernimmt.
Das fög beginnt mit Kolleg:innen aus Deutschland und Österreich ein grosses, ländervergleichendes Projekt zur Medienqualität und forscht immer stärker zu digitalen Öffentlichkeiten, zum Beispiel mit dem Projekt «Twitter Listener», das die Schweizer Twittersphäre analysiert. Auch die Mediennutzung wird ein grösseres Thema, zu dem das fög mit eigenen Umfragen und Daten seines Forschungspartners, dem Reuters Institute for the Study of Journalism der Universität Oxford, forscht.
Damit die Finanzierung nachhaltig gesichert werden kann, wird das fög auf Beschluss der Universitätsleitung per Anfang 2020 in die Universität Zürich reintegriert. Aus der Stiftung fög wird eine Organisationseinheit der Universität Zürich, d.h. ein Forschungszentrum der Philosophischen Fakultät.
Das Zentrum spezialisiert sich auf Fragen des digitalen Strukturwandels der Öffentlichkeit und den Folgen für die demokratische Gesellschaft sowie die Organisationen aus Wirtschaft und Politik. Der Wandel der Medienqualität bleibt ein Forschungsschwerpunkt, ebenso Fragen zur Logik der Reputationsbildung in digitalen Gesellschaften.