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Die Postautosubventionsaffäre, die Untersuchung gegen Raiffeisen und ihr Management oder der Skandal um Novartis wegen Zahlungen an Trump-Anwalt Michael Cohen: Compliance-Krisen sorgen immer wieder für Schlagzeilen. Zwar entwickelt sich nur ein kleiner Teil von Compliance-Krisen zu berichterstattungsintensiven Medienskandalen. Umso grösser sind dann jedoch die Reputationsrisiken, die durch schwer vorhersehbare medialen Kommunikationsdynamiken verstärkt werden.
Weshalb stossen Compliance-Krisen auf unterschiedliche Beachtung und was können die betroffenen Organisationen tun, um einen Reputationsschaden abzumildern? Diesen Fragen ist das fög in einer Untersuchung nachgegangen. Basis der Analyse bildet die Berichterstattung zu Unternehmen zwischen 2008 und 2018 – insgesamt 250'000 Medienbeiträge zu den 125 grössten Schweizer Unternehmen.
Die Befunde zeigen, dass nur 12% der untersuchten Compliance-Krisen eine intensive, negative Berichterstattung nach sich gezogen haben. Die meisten Fälle verschwinden nach kurzer Zeit wieder aus den Schlagzeilen. Branchen sind unterschiedlich stark von Compliance-Krisen betroffen - am stärksten Banken, gefolgt von der Pharma- und der Rohstoffindustrie. Neben der Branchenzugehörigkeit haben auch andere Kontextfaktoren wie die Firmengeschichte, Eigentümerstruktur etc. einen Einfluss auf die Bewältigung von Compliance-Krisen. Diese sind bei der Krisenprävention zu berücksichtigen.
Die Befunde zeigen weiter, dass sich Krisen-Massnahmen als wirksam erweisen, die einen direkten Bezug zu Compliance oder zu den verursachten Schäden haben. Besonders hervorzuheben sind dabei die Überarbeitung der Compliance-Richtlinien oder die Kompensation für die Betroffenen. Massnahmen mit hohem Nachrichtenwert wie zum Beispiel Entlassungen, Stellungnahmen des Top-Management oder eine offizielle Entschuldigung führen zwar zu einer höheren Medienresonanz, haben jedoch keinen Einfluss auf die Bewertung der Krise. Sie sind daher mit Bedacht einzusetzen. Die Studie zeigt ausserdem, dass die Berichterstattung weniger negativ ausfällt, wenn das betroffene Unternehmen in der Compliance-Krise aktiv und transparent kommuniziert. Aus rechtlichen Gründen ist dies jedoch nicht immer möglich.
Die Studie basiert auf einem umfassenden Forschungsprojekt in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Monika Roth (Hochschule Luzern), das durch den KBA-NotaSys Integrity Fund gefördert wurde,
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