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Wie bewerten junge Social-Media-User:innen die Funktion und Qualität von Nachrichten? In einem kürzlich publizierten Beitrag analysieren Wissenschaftler:innen des fög und des IMKZ Erwartungen der jungen Schweizer Bevölkerung an Nachrichtenmedien.
Eine gut informierte Bevölkerung bildet eine unverzichtbare Grundlage für Demokratien. Journalistische Medien gelten dabei als eine der wichtigsten Informationsquellen. Viele junge Menschen nutzen aber mittlerweile verstärkt soziale Medien als Nachrichtenquellen und verabschieden sich zusehends von traditionellen Medien wie Presse, Radio oder Fernsehen. Der Nachrichtenkonsum über Social Media erfolgt dabei eher nebenbei; z. B., wenn von der Plattform Nachrichtenbeiträge vorgeschlagen werden. Im Vordergrund steht vielmehr die Unterhaltung. Schätzen junge Menschen also journalistische Qualitätskriterien gering? Oder erachten sie die Qualität und Funktion von journalistischen Nachrichten als weiterhin wichtig und greifen lediglich über andere Kanäle auf sie zu?
Analyse zur Mediennutzung junger Erwachsener
Ein kürzlich publizierter wissenschaftlicher Beitrag von Wissenschafler:innen des fög und des Instituts für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung (IKMZ) befasst sich mit jungen Erwachsenen in der Schweiz, die ein spezifisches Mediennutzungsmuster aufweisen: eine intensive Nutzung sozialer Medien und eine geringe Nutzung traditioneller Medienkanäle. Diese Gruppe von Nutzer:innen ist vermutlich am weitesten von der traditionellen journalistischen Nachrichtennutzung entfernt. Daher ist es besonders relevant, wie sie die Qualität und die Funktionen von journalistischen Medien bewertet und welche Erwartungen sie gegenüber traditionellen Medien hat. Die Befunde basieren auf einer 2020 durchgeführten qualitativen Studie mit 19 Teilnehmenden zwischen 20 und 25 Jahren aus der Deutschschweiz.
Qualitätsstandards des Journalismus geschätzt
Die Ergebnisse zeigen, dass die Studienteilnehmenden journalistische Nachrichten als relevant erachten und die Qualitätsstandards des professionellen Journalismus wie Aktualität und Verlässlichkeit schätzen, auch wenn sie die traditionellen Nachrichtenkanäle nur gelegentlich nutzen. Der Wahrheitsgehalt von Nachrichteninhalten erweist sich für die Studienteilnehmenden als sehr wichtig. Diesbezüglich schenken sie traditionellen Medien mehr Vertrauen als sozialen Medien. Unter den Funktionen von Nachrichten heben die Teilnehmenden den sozialen Austausch über Nachrichten und den Aspekt der Identifikation hervor. Konsequenterweise zeigen die Teilnehmenden eine hohe Affinität für Nachrichten über mobilisierende Themen, die für sie selbst und Gleichaltrige von Interesse sind und mit denen sie sich identifizieren können. So beispielsweise Themen wie Nachhaltigkeit oder Frauenrechte. Hingegen führte die Corona-Pandemie nicht zu einem anhaltenden Interesse am Thema Pandemie. Obwohl die Studienteilnehmer:innen zu Beginn der Krise ihren Nachrichtenkonsum erhöhten, kritisieren sie, dass über andere Themen kaum berichtet wurde. In der Folge reduzierten viele Teilnehmende ihren Nachrichtenkonsum oder vermieden gar aktiv, Nachrichten zur Pandemie zu konsumieren.
Personalisierte Newsbeiträge zum Pauschalpreis
Die Teilnehmenden äussern eine Präferenz dafür, Beiträge und Artikel von unterschiedlichen Medientiteln auf einer einzigen Plattform zu konsumieren. Unter der attraktiven Aufbereitung von journalistischen Inhalten verstehen sie den vermehrten Einsatz audiovisueller und interaktiver Formate, die einen Dialog ermöglichen. Artikel und Beiträge sollen zudem leicht verständlich und in den Alltag integrierbar sein. Die Analyse zeigt ausserdem, dass junge Nutzer:innen von Social Media die personalisierte Vorselektion von Beiträgen über Plattformen schätzen. Ähnlich wie bei Spotify und Co. wünschen sie sich zudem eine Plattform, die unterschiedliche Medienmarken beinhaltet und erschwinglich ist. Die algorithmische Vorauswahl von News halten sie nicht für problematisch. Sie wird vielmehr geschätzt, da sie die Suche nach Informationen vereinfacht. Die Teilnehmenden geben an, dass sie bereit wären, für Nachrichten zu zahlen, wenn diese ihre persönlichen Interessen widerspiegeln und ein Mehrwert damit verbunden ist.
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